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Der Begriff Normierung bezieht sich ganz allgemein auf den Prozess der Festlegung und Anwendung von Standards. Im Bildungssektor meint Normierung oft die Festlegung von Richtlinien, die bestimmte Aspekte des Bildungssystems regeln. So ist ein zentrales Element der Normierung im Bildungsbereich die Festlegung sogenannter Bildungsstandards . Dabei handelt es sich um eine Form der Normierung, bei der eine staatliche Institution, hier die Kultusministerkonferenz (KMK), fĂŒr bestimmte FĂ€cher und Jahrgangsstufen bundesweit geltende Zielmarken festlegt.

In der empirischen Bildungsforschung bezeichnet der Begriff Normierung ein sogenanntes NebengĂŒtekriterium fĂŒr standardisierte Test. Ein Test gilt als normiert, wenn fĂŒr ihn eine sogenannte Normwerttabelle vorliegt. Das beutet, dass es Werte gibt, die es ermöglichen, die individuellen Testwerte konkreter Personen (Rohwerte) ĂŒberhaupt erst verstĂ€ndlich zu machen, indem sie in Bezug zu den Ergebnissen der gesamten Zielgruppe gesetzt werden (Normwerte). Ein anschauliches Beispiel dafĂŒr ist der IQ-Test. Ein Rohwert von 89 Punkten allein gibt wenig Aufschluss ĂŒber das tatsĂ€chliche intellektuelle Leistungsvermögen einer Person, da er ohne Kontext nicht zu interpretieren ist. Wenn man aber weiß, dass der Normwertbereich beim IQ-Test zwischen 85 und 115 liegt, wird der Wert von 89 als durchschnittlich interpretierbar.

Normwerte fĂŒr einen Test erhĂ€lt man, indem man den Test mit einer ausreichend großen, reprĂ€sentativen Stichprobe durchfĂŒhrt, d. h. mit einer Gruppe von Testteilnehmer*innen, die ein verkleinertes Abbild der Zielgruppe des Tests ist (Grundgesamtheit). Je nach dem, fĂŒr welche Zielgruppe der Test aussagekrĂ€ftig sein soll, spielen hier unterschiedliche Kriterien eine Rolle, die die Stichprobe erfĂŒllen muss. Im Bildungsbereich sind das in der Regel die Klassenstufe oder das Alter. Mithilfe solcher Normwerte kann man also einschĂ€tzen, wie die Leistungen einer SchĂŒlerin oder eines SchĂŒlers im Vergleich zu ihren Alters- oder Klassenkameraden sind.

Da aber Menschen und Gesellschaften und nicht zuletzt das Bildungssystem sich rasant verĂ€ndern, haben normierte Tests sozusagen ein „Verfallsdatum“, ab dem sie nicht mehr aussagekrĂ€ftig sind. Deshalb ist es notwendig, die Normwerte regelmĂ€ĂŸig zu ĂŒberprĂŒfen. Oft wird ein Zeitrahmen von etwa acht Jahren empfohlen, um sicherzustellen, dass die Normen weiterhin relevante und aktuelle VergleichsmaßstĂ€be fĂŒr die Leistung der getesteten Personen bieten. Dieser Aspekt der Normierung spielt eine entscheidende Rolle, um die ValiditĂ€t und ZuverlĂ€ssigkeit von standardisierten Tests zu gewĂ€hrleisten.

 

Design: Emma Bechtold

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